Kalifornische Sinfonie by Gwen Bristow

Kalifornische Sinfonie by Gwen Bristow

Autor:Gwen Bristow [Bristow, Gwen]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426030455
veröffentlicht: 1993-06-15T00:00:00+00:00


Sechsundzwanzigstes Kapitel

Florinda schrieb einen Brief. Sie schrieb schon seit mehreren Tagen daran, und sie war nun mit dem schwierigen Geschäft nahezu fertig.

Es war Februar; die Luft hatte einen kalten, kristallenen Schimmer. Die Berge und Hügel vor den Fenstern leuchteten in Grün und Gold; auf den Senffeldern rundum waren die Pflanzen im Winterregen aufgesprungen. Florinda war im allgemeinen durch Pflanzen-und Blumenwuchs nicht zu beeindrucken. Blumen bekam man beim Blumenhändler oder von liebestrunkenen Herren. Aber immerhin war auch ihr bewußt geworden, daß das Land Kalifornien nicht ganz die trostlose graubraune Einöde war, als welche es sich bei ihrer Ankunft präsentiert hatte. Sie erblickte ihr Bild im Wandspiegel und lächelte.

Der Spiegel hing so, daß sie sich sehen konnte, wann immer sie den Blick hob. Florinda konnte nicht lange hintereinander schreiben; es war ein schwieriges Geschäft, und es war gut, zwischen den Sätzen dann und wann aufsehen und sich betrachten zu können. Ihr Spiegelbild gefiel ihr recht gut. Sie hatte die krankhafte Erschöpfung und alle bösen Folgen des großen Trecks nun völlig überwunden; ihre Haut war wieder glänzend und straff. Sie winkte ihrem Spiegelbild aufmunternd zu und lächelte: »Nicht schlecht! Wirklich nicht schlecht! Bist ein nettes Mädchen, beinahe wie neu!«

Sie kritzelte ihren Namen unter den Brief, nahm ihn auf und überlas, was sie geschrieben hatte.

»Liebe Garnet, ich nehme die Feder in die Hand, um Ihnen zu sagen, daß es mir wieder gut geht. Sie müssen mir etwas Zeit lassen; ich will jeden Tag ein bißchen schreiben, und wenn ich dann einen Yankee treffe, der zur Hale-Ranch reist, dann werde ich ihn bitten, Ihnen den Brief zu bringen. Nun gut, lassen Sie mich nachdenken. Am besten beginne ich mit dem Tag, wo Sie mich auf Don Antonios Ranch zurückließen.

Gerade an dem Tag ging es mir gar nicht gut. Texas war sehr gut zu mir gewesen, aber nun hatte sich Texas auf dem Fußboden ausgestreckt und stank wie der Wischlappen eines Barkeepers. Dann kam John herein. John machte ein schrecklich mürrisches Gesicht, aber das macht er ja meistens. Er meinte, Sie hätten ihn gebeten, sich um mich zu kümmern und mich irgendwo hinzubringen, wo ich es ein bißchen bequem hätte. Ich sagte: ›Es tut mir leid, Johnny, daß ich so ein lästiges Anhängsel bin.‹ Er antwortete: ›Schön, davon wollen wir jetzt nicht reden.‹ Dann faßte er Texas bei den Schultern und warf ihn hinaus. Gleich darauf kam er mit einem netten mexikanischen Mädchen zurück. Er sagte, er müsse nach Los Angeles reiten, aber das Mädchen würde für mich sorgen, bis er wiederkäme.

Das Mädchen war wirklich sehr nett und sehr freundlich zu mir. Sie brachte mir zu essen, und ich aß auch ein bißchen. Und manchmal versuchte ich auch schon aufzustehen und im Zimmer umherzugehen. Nach ein paar Tagen kam John dann zurück. Er war sehr kurz angebunden und sagte: ›Können Sie aufstehen und reiten?‹ Ja, sagte ich, ich würde es wohl können. ›Gut‹, meinte er, ›wenn Sie fertig sind, geht es los.‹

Da stand ich denn auf und zog mich an und packte meine Siebensachen. Dann ritten wir los.



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